Zentrum für Innovative Pädagogik an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz

Fachdidaktischer Kommentar
zur Software „Interaktiv durch Österreich“ sowie
„Interaktiv durch Oberösterreich“

aus dem Blickwinkel des Faches Geographie und Wirtschaftskunde

 

Ein sinnvolles Computerspiel für Kinder!

Blickt man auf die Grundintention der Multimedia-Arbeitsgruppe der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz (aus den Jahren 1995 bis 1998), ein sinnvolles Computerspiel zu entwickeln und damit einen Kontrapunkt zu den üblichen Adventure-, Fress- und Abschieß­spielen zu schaffen, so muss man die Entwicklung der beiden Softwareprodukte „Interaktiv durch Österreich bzw. Oberösterreich“ (ehemals „Multimedia Österreich bzw. Ober­öster­reich“) als sehr gelungen bezeichnen. Es wurde ein Computerspiel geschaffen, das den Kindern Freude und Abwechslung bereitet und zugleich Sinn macht. Dies bestätigen auch immer wieder Lehrer, welche das Programm gerne im Unterricht einsetzen.

Durch eine unvergleichbare methodische Vielfalt in den Aufgabenstellungen wurde dies erreicht:

Das Computerspiel wirkt kurzweilig, weil zur rechten Zeit eine Abwechslung erscheint: z.B. ein Würfelspiel, eine Risikofrage, ein Such- oder Erkennungsspiel. Richtige und falsche Lösungen werden in origineller Weise akustisch bestätigt. Der Zwischenstand wird regel­mäßig in Wissenstalern und relativ zur erreichbaren Maximalzahl angegeben.
Die Software erscheint optisch ansprechend, klar gegliedert und in der Einfachheit der Karten kindgemäß gestaltet.
Dem Spiel ist ein klares Ziel vorgegeben. Der Schatzsucher soll drei Schlüssel finden, damit er das Tor zu einer Burg öffnen kann. Die Urkunde ist dem erfolgreichen Schatzsucher bereits sicher, und der Eintrag in eine Bestenliste kann erfolgen.

 

Im Spannungsfeld der Frage „Was ist Geographie?“

Die Inhalte wurden aus dem „Allgemeinwissen“ genommen, jenem Faktenwissen, das vielerorts bereits im Sachunterricht an Volksschulen (ehemals „Heimatkunde“) vermittelt wird. Es entspricht dem, was Saint Exupery (in „Der kleine Prinz“) als „geographisch“ bezeichnet: „Der Geograph ist einer, der weiß, wie jener Fluss heißt, wie hoch jener Berg ist, wie viele Menschen im benachbarten Dorf leben.“  Damit schließt dieses Spiel an eine Vorstellung von Geographie an, die in der klassischen Länderkunde ihre Krönung und im Schulunterricht als Aufzählen von Einzelfakten eine einseitige Umsetzung gefunden hat (z.B. zu jedem Staat: Größe, Einwohnerzahl, Exportprodukte, etc.). Es ist „Geographie“ im engen Sinn des Wortes, „die Beschreibung der Erdoberfläche“, die Geographie des 19. Jahrhunderts, die Geographie der Entdeckungen und des Kolonialismus.

Das Verständnis von „Geographie“ hat sich im 20. Jahrhundert deutlich weiter entwickelt. Dies führte zu den heftigen Diskussionen am Deutschen Geographentag in Kiel 1969, es veranlasste die österreichischen Lehrplanautoren 1984 (also vor beinahe 20 Jahren !) von einer regionalen zu einer thematischen Gliederung zu wechseln und wird am Beginn des 21. Jahrhunderts auch als spezielle Sichtweise verstanden, in der räumliche Zusammen­hänge und Verbreitungen, deren Ursachen und Folgen im Mittelpunkt stehen.

Aus der Sicht eines Fachdidaktikers und Lehrers („Schulpraktikers“) gesehen, muss es gelingen dieses Einzelwissen zu vernetzen, es in die bestehenden Wissensstrukturen der Schüler einzubauen. Der Sachunterricht bzw. das Fach Geographie (in Kombination mit Wirtschaftskunde) möchten wir als Unterrichtsfach verstehen, das die umgebende Welt beobachtet, sie unterscheiden lernt, Wesentliches herausarbeitet und weiter frägt, warum dieses Phänomen hier auf tritt, wie sein Entstehen zu erklären, welche Weiterentwicklung zu erwarten ist, welche vergleichbaren Phänomene in anderen Regionen auftreten, wie dort die Prozesse verlaufen, welchen Einfluss der Mensch dabei übernimmt und welche Auswir­kungen ihn betreffen? - In diesem Sinne lässt sich nicht zwischen „Raum“ und „Wirtschaft“ oder zwischen „Physio-“ und „Humangeographie“ unterscheiden. Es führt hin zu angewand­tem „geographischen“ Arbeiten, wie wir es heute bei geographische Informationen („GI“) in Marketing, Forstwirtschaft, Raumplanung, öffentlicher Verwaltung, etc. vorfinden.

In diesem Sinne verstehen wir unter „geographischem“ Arbeiten auch deutlich mehr als „Topographie“. Sie ist eine der Grundlagen und unterliegt regionalen sowie zeitlichen Schwerpunktsetzungen. Im Nahbereich der Schulumgebung, im Bereich eines eigenen Aktions- und Interessensradius wird im Unterricht ein höherer Vertiefungsgrad erreicht als in jenen subjektiv entfernteren Regionen. Aktuelle Anlässe sollen dabei speziell berücksichtigt werden (Wer kannte wohl „Lassing“ oder „Galtür“ vor den Unglücksjahren 1998/1999?). Als Konsequenz daraus lässt sich klar ableiten, dass es uns nicht möglich erscheint, einen allerorts und allzeit verbindlichen „Kernstoff der Topographie“ zu definieren, wie manche es wünschen.

 

Wie kann es gelingen, das Computerspiel im Unterricht einzusetzen, um einen kognitiven Wissensgewinn zu erzielen?

Zunächst bedarf es der Auswahl des Lehrers, welche Route (welches Thema) gespielt und auf welche Begriffe der Merkstoff reduziert wird. - Erstere Auswahl legt fest, in welcher Gegend und in welchem Wissensgebiet der Schwerpunkt der Unterrichtsarbeit liegt. Vielleicht wäre hierbei auch ein Abgehen von der Viertelsgliederung (bei „Interaktiv durch Oberösterreich“) und ein Ersetzen durch Großräume günstiger. - Letztere Auswahl (des Merkstoffes) kann nur durch ein begleitendes Arbeitsblatt für Schüler erreicht werden, das während des Spielens ausgefüllt wird.

Vielfach müssen Bezüge zu dem bereits Gelernten hergestellt werden. Das Ansammeln von Wissenstalern stellt noch keinen Lerngewinn sicher. Ähnliches ist auch aus Untersuchungen zur Simulation „Hunger in Afrika“ bekannt (H.Schrettenbrunner, 1992, S. 28).

Die dargebotenen Inhalte müssen mit Erzählungen, mit persönlichen Erfahrungen, mit vertie­fender Zusatzinformation verbunden werden, um einen länger anhaltenden Eindruck zu ge­währ­leisten. Auch durch öftere Wiederholung könnte das verstärkt werden; allerdings sinkt dabei die Motivationskraft des Programmes.

Die Kartendarstellungen der Software können zur Sicherung topographischen Wissens verwendet werden, da sie kindgemäß reduziert erscheinen. Sie bedürfen aber einer fach­gemäßen Interpretation, da viele flächenhafte Objekte (z.B. Berge) nur punktförmig dargestellt werden.

 

Welche weiteren Unterrichtsziele rechtfertigen einen Einsatz?

„Interaktiv“ schafft Abwechslung, es lockert den Unterricht auf und stellt ein positiv-orien­tiertes Computerspiel dar. Es ist auch innerhalb einer einzigen Unterrichtsstunde einsetzbar und läuft in lokalen Computernetzwerken problemlos. Das Spiel hat multimedialen Charakter, ohne Festplatten- und Hauptspeicher sowie die Netzwerkkapazität zu sprengen. Vor allem aber: Es macht Schülern Spaß!

 

Literatur:

Autoren der Software „Interaktiv durch Österreich“:
Bachinger Alois, Baumgartner Hans, Bräu Karoline, Fröhlich Beatrix, Hofer Josef, Käferböck Hans, Klampfer Alfred, Reißner Margit, Schütz Heinrich

Autoren der Software „Interaktiv durch Oberösterreich“:
Bachinger Alois, Bachleitner Franz, Bratusek Gabriele, Elger Edwin, Fröhlich Beatrix, Köck Hubert, Körner Veronika, Seidel Hans, Wiesinger Josef, Weber Irmgard

Bezugsquelle:
Verlag Veritas, Hafenstraße 1-3, A – 4020 Linz
Tel.: (int 0043) (nat 0) 732 / 77 64 51, Fax: (int 0043) (nat 0) 732 / 77 64 51 – 239

 

Weiteres Material zur Software:

 

Download:


Zentrum für innovative Pädagogik
Autor: Alfons Koller und Elke Wöß -
Zentrum für innovative Pädagogik an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz
Layout. Elke Wöß
Letzte Aktualisierung:   17 Mai 2000

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