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Österreichische Lehrpläne | ![]() |
Bildungs- und Lehraufgabe
Didaktische
Grundsätze
Lehrstoff
Im Mittelpunkt von Geographie und Wirtschaftskunde steht der Mensch. Seine Aktivitäten und Entscheidungen in allen Lebensbereichen haben immer auch raumstrukturelle Grundlagen und Auswirkungen. Diese räumlichen Aspekte menschlichen Handelns sind Gegenstand des Unterrichts. Besonders thematisiert werden solche Vernetzungen am Beispiel der Wirtschaft, deren allgemeine Grundlagen zu erarbeiten sind. So bieten sich vielfältige Ansätze fächerverbindenden Arbeitens an. Neben der bewussten Wahrnehmung wird die Beschreibung sowie die Erklärung von Sachverhalten, Zusammenhängen und Entwicklungen des menschlichen Handelns angestrebt. Geographie und Wirtschaftskunde sollen Schülerinnen und Schülern helfen, im privaten, beruflichen und öffentlichen Bereich verantwortungsbewusst und tolerant zu handeln.
Im Geographie-und Wirtschaftskunde-Unterricht der 1. bis 4. Klasse wird angestrebt:
Mit seinen grundlegenden Zielen soll der Unterricht in Geographie und Wirtschaftskunde folgenden Beitrag zu den einzelnen Bildungsbereichen leisten:
Sprache und Kommunikation
Mensch und Gesellschaft
Natur und Technik
Kreativität und Gestaltung
Gesundheit und Bewegung
In der 1. und 2. Klasse soll der Erwerb elementarer Begriffe,
Fertigkeiten und Einsichten anhand einfacher Sachverhalte
angestrebt werden. Dabei soll den Schülerinnen und Schülern die
Vielfalt menschlichen Lebens und Wirtschaftens auf der Erde
bewusst werden.
In der 3. und 4. Klasse soll die Erweiterung und Vertiefung
dieser Qualifikationen erfolgen. Es sollen grundlegende
Kenntnisse und Einsichten über Österreich und Europa sowie
Verständnis für weltweite Fragestellungen angebahnt werden.
Geographische und wirtschaftskundliche Inhalte sollen im
Unterricht nicht nebeneinanderstehend getrennt, sondern in
starkem Maße miteinander verflochten in vergleichender
Darstellung aller Kontinente unter möglichst häufiger
Berücksichtigung Österreichs behandelt werden.
Der Lehrplan sieht für jede Klasse mehrere Themenkreise vor.
Diese werden durch Zielstellungen näher bestimmt. Ihre
Reihenfolge im Lehrplan ist für die Unterrichtsplanung eine
Grundlage, deren Festlegung den Unterrichtenden obliegt.
Erweiterungs- und Vertiefungsbereiche, die in den Schulen autonom
festgelegt werden, haben den inhaltlichen Grundintentionen des
Lehrplans zu entsprechen.
Der Lehrstoff der 1. bis 4. Klasse ist nach thematischen Schwerpunkten gegliedert. Für den Unterricht sind drei leitende Fragenbereiche immer wieder aufzugreifen:
Die regionale Zuordnung der einzelnen Beispiele sowie die zusammenfassende Darstellung auf jeder Schulstufe hat gemeinsam mit topographischen Übungen den Aufbau eines erdumspannenden topographischen Grundgerüsts und Rasters, die immer wieder herangezogen und weiter verdichtet werden müssen, zu sichern. Topographische Begriffe sollen aber nie um ihrer selbst willen gelernt, sondern immer mit bestimmten Sachverhalten bzw. Fragestellungen verbunden werden.
Der Unterricht in Geographie und Wirtschaftskunde muss sich regelmäßig der erreichbaren realen Umwelt zuwenden. In Lehrausgängen, Lehrwanderungen, Betriebserkundungen und ähnlichem sollen Lernende unmittelbar an der Wirklichkeit räumliche und wirtschaftliche Situationen erleben. Viele Lerninhalte sind einer unmittelbaren Begegnung jedoch nicht zugänglich. Deshalb ist Geographie und Wirtschaftskunde auf die Verwendung unterschiedlicher Medien angewiesen. Sie ermöglichen die wiederholte Auseinandersetzung mit Lerninhalten und dienen der Objektivierung und Zuordnung der Einzelbeobachtung. Die Verwendung elektronischer Medien, besonders aber der Einsatz des Computers soll zur arbeitsorientierten Unterrichtsgestaltung wesentliche Impulse beisteuern. Besonders zu fördern sind Unterrichtsprojekte, da sie eine ganzheitliche Auseinandersetzung mit komplexen Fragestellungen ermöglichen. Offene Lernformen sollen eine Individualisierung und Autonomisierung des Lernprozesses gewährleisten.
Lehrstoff - Kernbereich
1. und 2. Klasse
Darstellung menschlichen Lebens und Wirtschaftens; Aufzeigen
von Gleichartigkeiten und Unterschieden. Grundlegende Einsicht,
dass Gesellschaft und Wirtschaft räumlich strukturiert sind.
Beispiele aus Österreich und Europa sind in der ersten und
zweiten Klasse vertreten, jeder außereuropäische Erdteil
wenigstens einmal in einer der beiden Klassen.
1. Klasse
Ein Blick auf die Erde
Erwerben grundlegender Informationen über die Erde mit Globus, Karten, Atlas und Bildern.
Wie Menschen in unterschiedlichen Gebieten der Erde leben und wirtschaften
Erkennen, dass sich Menschen in ihren Lebens- und
Konsumgewohnheiten auf regionale und kulturelle Voraussetzungen
einstellen und dass die Lebensweise einem Wandel unterliegt.
Erkennen, wie einfache Wirtschaftsformen von Natur- und
Gesellschaftsbedingungen beeinflusst werden, und erfassen, dass
der Mensch unterschiedliche, sich verändernde Techniken und
Produktionsweisen anwendet.
Erkennen, wie Menschen mit Naturgefahren umgehen.
Wie Menschen Rohstoffe und Energie gewinnen und nutzen
Erkennen, wie Rohstoffe und Nutzenergie gewonnen und zum
Verbraucher gebracht werden.
Einsehen, dass Rohstoffe und Energieträger auf der Erde
ungleichmäßig verteilt und begrenzt vorhanden sind und dass
ihre Nutzung oft die Umwelt belastet.
Ein erster Überblick
Regionale bzw. zonale Einordnung der Beispiele.
Erkennen der Grundstrukturen einfacher Wirtschaftsformen: von der
agrarisch dominierten Selbstversorgerwirtschaft zu
arbeitsteiligen Systemen.
Erfassen, dass es auf der Erde eine Regelhaftigkeit in der
Anordnung klimatischer Erscheinungen gibt.
2. Klasse
Leben in Ballungsräumen
Das Leben in Ballungsräumen und peripheren Räumen
vergleichen.
Erfassen von Merkmalen, Aufgaben und Umweltproblemen in
Ballungsräumen. Erkennen der Vernetzung zwischen Kernstadt und
Umland.
Erwerben grundlegender Informationen über Städte mit Hilfe
kartographischer Darstellungen.
Gütererzeugung in gewerblichen und industriellen Betrieben
Erkennen, dass unterschiedliche Gründe die Standortwahl für
einen Betrieb beeinflussen.
Erkennen, wie Güter in Betrieben verschiedener Art und Größe
in unterschiedlichen Organisationsformen erzeugt werden, Erfassen
der Auswirkungen von Betrieben und Produktionsprozessen auf die
Umwelt.
Verstehen, dass verschiedene Tätigkeiten in der Wirtschaft
unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten voraussetzen.
Der Dienstleistungsbereich
Erkennen der Vielfalt des Dienstleistungsbereichs sowie
Verständnis für seine zunehmende Bedeutung im Wirtschaftsleben.
Erfassen der wirtschaftlichen Bedeutung von Freizeit und
Tourismus.
Erwerben grundlegender Informationen und Fertigkeiten für die
richtige Wahl von Verkehrsmitteln.
Erfassen, wie Regionen durch Verkehrseinrichtungen
unterschiedlich erschlossen und belastet werden.
Die Erde als Lebens- und Wirtschaftsraum des Menschen eine Zusammenschau
Zusammenfassende Einordnung der bisher behandelten Beispiele
in Staaten, Landschaftsgürtel und Wirtschaftszonen der Erde.
Erkennen, dass die Verteilung der Bevölkerung auf der Erde
ungleichmäßig ist und dass es Gunst- und Ungunsträume gibt.
3. und 4. Klasse:
Vertiefende Kenntnisse und Einsichten über menschliches Leben und Wirtschaften in Österreich, Europa und auf der Erde. Darstellung in Einzelbildern und Übersichten. Besondere Berücksichtigung von natürlicher und gestalteter Umwelt, Wirtschaft, Arbeitswelt und Berufsfindung. Anbahnen der Bereitschaft, sich aktuellen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen zuzuwenden. Weiterentwicklung topographischer Kenntnisse und methodischer Zugänge zu deren Erwerb. Behandlung eines Fallbeispiels in Projektform.
3. Klasse
Lebensraum Österreich
Anhand von unterschiedlichen Karten, Luft- und
Satellitenbildern die Eigenart österreichischer Landschaften
erfassen.
Einige Ursachen und Folgen der Bevölkerungsverteilung und
-entwicklung erfassen.
Gestaltung des Lebensraums durch den Menschen
Die Lebenssituation in zentralen und peripheren Gebieten
vergleichend erfassen.
Vergleichen unterschiedlicher Standortpotentiale zentraler und
peripherer Gebiete an den Beispielen Verkehr, Infrastruktur,
Versorgung und Umweltqualität.
Erfassen der Zusammenhänge von Wirtschaftsweise und Landnutzung.
Die Notwendigkeit der Raumordnung begreifen.
Einblicke in die Arbeitswelt
Die Bedeutung der Berufswahl für die Lebensgestaltung
erkennen und erste Wege der Berufsfindung nutzen.
Den stetigen Wandel der Arbeitswelt erkennen und daraus die
Einsicht in die Notwendigkeit der ständigen Weiterbildung
gewinnen.
Erkennen, dass in der Wirtschaft unterschiedliche Interessen
aufeinandertreffen und dass die Methoden des Interessenausgleichs
einem Wandel unterworfen sind.
Erfassen subjektiver und gesamtwirtschaftlicher Probleme der
Arbeitslosigkeit in Österreich und Europa.
Wirtschaften im privaten Haushalt
Erkennen der Notwendigkeit, im privaten Haushalt Ausgaben den
finanziellen Möglichkeiten entsprechend zu planen.
Erfassen, wie Verbraucher in der Marktwirtschaft ihre Interessen
wahren können.
Volkswirtschaftliche Zusammenhänge: Österreich Europa
Erfassen grundlegender Zusammenhänge der Marktprozesse.
Erkennen der Aussagekraft wichtiger Kennzahlen zum Vergleich von
Volkswirtschaften.
An aktuellen Beispielen erkennen, wie die öffentliche Hand die
Wirtschaft beeinflusst und durch strukturpolitische Maßnahmen in
Zusammenarbeit mit der EU Regionalförderung betreibt.
Erkennen der weltweiten Verflechtung der österreichischen
Wirtschaft und ihrer Stellung in der EU.
4. Klasse
Gemeinsames Europa vielfältiges Europa
Die Vielfalt Europas Landschaft, Kultur, Bevölkerung
erfassen.
Informationen über ausgewählte Regionen und Staaten gezielt
sammeln und strukturiert auswerten.
Erkennen, dass manche Gegenwarts- und Zukunftsprobleme nur
überregional zu lösen sind, um damit die Bereitschaft zur
Auseinandersetzung mit gesamteuropäischen Fragen zu fördern.
Zentren und Peripherien in der Weltwirtschaft
Die Bedeutung ausgewählter Staaten und Regionen für
Weltpolitik und Weltwirtschaft erkennen.
Entwicklungsunterschiede zwischen Regionen wahrnehmen und
Erklärungsansätze für deren Ursachen untersuchen.
Bereitschaft anbahnen, Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit
zu bewerten und zu unterstützen.
Leben in einer vielfältigen Welt
Erfassen der kulturellen, sozialen und politischen
Differenzierung in unterschiedlichen Regionen der Erde.
Bereitschaft anbahnen, sich mit dem Anderen"
vorurteilsfrei auseinanderzusetzen.
Leben in der Einen Welt" Globalisierung
Zunehmende Verflechtungen und Abhängigkeiten in der
Weltwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft
erkennen.
Die Bedeutung der neuen Mächtigen" wie
multinationaler Unternehmen, internationaler Organisationen und
anderer global players" erfassen.
Die Verantwortung des Menschen für die Eine Erde"
erkennen.
Die Bedeutung weiterer Wege der Berufsfindung, der Aus- und
Weiterbildung unter dem Aspekt weltwirtschaftlicher und
technologischer Veränderungen erfassen.
Lehrstoff - Erweiterungsstoff
Die Inhalte des Erweiterungsbereichs werden unter Berücksichtigung der Bildungs- und Lehraufgabe sowie der didaktischen Grundsätze an der Schule festgelegt (siehe Kapitel "Kern- und Erweiterungsbereich" der Allgemeinen Bestimmungen des Lehrplans).
Letztfassung der Lehrplanarbeitsgruppe Zusammenfassung: Gerhard Atschko, 15. 5. 1998
Verfasser:
Gerhard Atschko, Franz
Forster, Gottfried Moser, Peter Weichhart, Wilhelm Weinhäupl
(Expertengruppe beim BMUkA)
Zusammengestellt von Gerhard Atschko | Letzte Aktualisierung: 8.10.1998 |