Blick auf die Hohen Tauern 


Begriff der Alpen aus dem Onlinelekikon für Österreich

  Alpen (kelt. “alb” = hoch, “alpa” = Gebirge), ziehen sich in einem Bogen (1200 km lang, 150–250 km breit) vom Golf von Genua bis zur Donau (Fläche 220.000 km2). Der österreichische Anteil an den Alpen, die rund 2 Drittel der Fläche Österreichs einnehmen, umfaßt den größten Teil der Ostalpen, in den Karnischen Alpen und Südkarawanken auch nördl. Teile der Südalpen, deren geologische Grenze zu den Ostalpen entlang des Gailtals und durch die Karawanken verläuft. Die Ostalpen werden in Österreich in die Nordalpen und die Zentralalpen gegliedert, deren Grenze durch die Linie Klostertal – Arlberg – Inntal – Salzachtal bis Zeller See – Wagrainer Höhe – oberes Ennstal – Schoberpaß – Mürztaler Alpen – Semmering – südliches Wiener Becken gegeben ist.

Am Aufbau der Ostalpen sind, wie in den gesamten Alpen, Gesteine aller Art aus allen Erdzeitaltern enthalten, die in komplizierten Prozessen während der alpinen Gebirgsbildung vom Jura bis in die jüngere Tertiärzeit hauptsächlich durch Deckentektonik zu einem Hochgebirge wurden. Dabei erfolgte eine Einengung der geologischen Räume um viele 100 km im Zuge plattentektonischer Prozesse. In jüngerer geologischer Zeit führte die Erosion im N den Abtragungsschutt dem Meer der Molassezone im Alpenvorland zu, im O und S dem Wr. Becken und dem pannonischen Becken. Schließlich gab die Eiszeit den Alpen ihr heutiges Aussehen.

Die vorherrschenden Gesteinsarten bestimmen das Landschaftsbild. In den aus kristallinen Gesteinen bestehenden Zentralalpen mit den höchsten, im W meist vergletscherten Gipfeln bilden Granit und Gneis geradlinige Kämme, Schiefer gezackte Grate, Glimmerschiefer und Quarzphyllit sanftere Formen. In den Nordalpen fallen – von S nach N – die paläozoischen Schiefer der Grauwackenzone durch die Alm- und Waldböden auf, denen sich gegen N die Nördlichen Kalkalpen mit ihren Kalkhochplateaus und den im NO allmählich waldreichen Mittelgebirgscharakter annehmenden Kalkvoralpen anschließen. Die sandsteinreiche Flyschzone schließlich bildet denAbschluß gegen das (siehe) Alpenvorland.

Der Großglockner (3797 m), Österreichs höchster Berg, und der 20 km2 große Pasterzengletscher liegen in den Hohen Tauern. Daneben gibt es in den österreichischen Alpen fast 1000 Gletscher und rund 860 "Dreitausender” (davon rund die Hälfte in den Ötztaler und Stubaier Alpen (z.B. Wildspitze 3774 m, Zuckerhütl 3507 m).

Die Alpen sind eine wichtige Klima- und Wasserscheide. Die westl. und nördl. Ränder werden durch W-Winde stärker vom atlantischen Klima mit reichen Niederschlägen, der östl. Teil durch das trockene pannonische Binnenklima Ungarns und der S-Abfall vom milden Mittelmeerklima geprägt. In den Randzonen und den Höhen fallen mehr Niederschläge (2000–3000 mm) als im Inneren und im O.
Manche Täler und Becken sind ausgesprochen trocken. Bis zur Höhe von etwa 2400–2800 m nehmen Häufigkeit und Menge der Niederschläge zu, dann wieder ab. In abgeschlossenen inneralpinen Becken treten “Kaltluftseen” mit (siehe) Inversion auf.
Die höchste Getreidegrenze findet sich in den Hohen Tauern auf 1524 m, Weinbau wird am (siehe) Alpenostrand betrieben, in Föhngebieten wachsen Mais und Edelobst. An die Kulturzone schließt die Laub- und Mischwaldzone an (Buche, Schwarzföhre u.a.), ihr folgen die Nadelwaldzone (Fichte, Tanne, Lärche, Zirbelkiefer), der 200–300 m breite Krummholzgürtel (Legföhre oder Latsche, Grünerle) und die Almregion. Die Waldgrenze liegt bei 1400–1970 m, die Baumgrenze bei 1500–2100 m Höhe. Zwischen 2700–2900 m beginnen die Gletscher.

Die Alpen sind reich an Pässen und Übergängen. Die Längstäler sind meist breit und offen, siedlungs-, wirtschafts- und verkehrsbegünstigt (Salzach-Ennstal-Furche, Drautal), während die Quertäler enger und schwerer besiedelbar sind. Eine wichtige Verkehrsleitlinie ist die Mur-Mürz-Furche mit der Verbindung Wien – Semmering – Mürz – Mur – Klagenfurter Becken nach Oberitalien.

Während im westl. Teil der Fremdenverkehr wirtschaftlich dominiert, wurde im östl. Teil die ostwärts gegen den Semmering ziehende eisenerzhältige Grauwackenzone für Eisen- und Stahlind. genutzt. In den Hochtälern überwiegen Holzverarbeitung und Viehhaltung.

Die Wahrnehmung der Schönheit der Alpen und deren touristische Erschließung setzten im 19. Jh. mit den Anfängen von Bergsteigen und Skisport ein. Der Fremdenverkehr (zweisaisonal, aber vor allem im Winter) entwickelte sich zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Alpen-Region.

Literatur: W. Bätzing (Hg.), Die A. im Europa der 90er Jahre, 1991; R. Oberhauser (Red.), Der geolog. Aufbau Ö., 1980; A. Tollmann, Geologie von Ö., 3 Bde., 1977–86; D. Bartsch, A. und Alpenvorland, 1988.

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