An der Thermenlinie nehmen die Weingärten ein Sechstel der Fläche ein. Bekannte Weinorte sind Vöslau, Gumpoldskirchen und die Wiener Vororte am Kahlenberg. Etwas Wein gedeiht auch an den Südhängen der mittleren Hügel, am Schüttenberg und am Leithagebirge. Das Ackerland herrscht mehr in der Mitte und im Osten vor und bedeckt zwei Drittel der Fläche, um das Steinfeld teilweise noch 45 Prozent. Die nahe Industrie begünstigt die künstliche Düngung und die maschinelle Landwirtschaft und bewirkt hohe Erträge. Die Nähe Wiens garantieren guten Absatz. An Kernobst liefert das Wiener Becken, ohne daß dies im Landschaftsbild besonders auffällt, doch so viel wie Vorarlberg oder das Burgenland. Am meisten Obstbäume stehen um Bruck und Hainburg im Schutz gegen Ostwinde. Ein Kranz von Steinbrüchen umlagert den felsigen Beckenrand und ein zweiter Kranz von Ziegeleien das Beckeninnere. Für die Bundeshauptstadt arbeiten auch die vielen Dampfmühlen und Brauereien der Ebene. Ebenso stehen viele der industriellen Betriebe mit der Wiener Großindustrie in Verbindung. Von der österreichischen Industrie hat ein Drittel seinen Standort im Wiener Becken. Textil- und Bekleidungsindustrie herrschen vor. Der Holzreichtum der Umgebung ermöglicht die Holz- und Papierindustrie. Im Westen und Süden ist die Metallindustrie zu Hause.
Weingärten bei Bad Vöslau
Hainburger Au
Sehr gut ist die Verkehrslage des Wiener Beckens. Gegen Ungarn und den Balkan öffnen sich die Ungarische Pforte" bei
Hainburg, die 16 km breite Brucker Pforte" und die 13 km breite Ödenburger Pforte"; nur beginnt vor diesen Pforten sofort
der Ostblock".
Der Weg zur Adria führt über den Semmering. Nach Westeuropa vermitteln die Westbahn Wien - St. Pölten, die Wientalstraße, die Autobahn und die Donaustraße den Verkehr. An der March führen uralte Wege bis zur Ostsee. Die Besiedlung ist infolge der Verkehrslinien, der reichen Industrie am Westrand und des Einflusses von Wien sehr ungleich.
Das 45 km lange und 30 km breite Marchfeld, im höheren Teil nur 170 m hoch, zerfällt in eine nördliche Schotterplatte und
eine südliche Aulandschaft; die Grenze bildet der Wagram", eine 10 m hohe Böschung von Floridsdorf über
Deutsch-Wagram nach Marchegg. Die Niederterrassenlandschaft nördlich des Wagrams ist dünn besiedelt; zwischen
Deutsch-Wagram und Gänserndorf gibt es menschenleere Strecken. Neben Kartoffeläckern breiten sich Flugsandebenen mit
3 m hohen Dünen aus, und hohe Ziehbrunnen erinnern an die Heide. Südlich des Wagrams begleiten Weiden und Pappeln
feuchte Auen. Auf besseren Böden ist Feldbau, auf ganz gutem Grund Zuckerrübenbau. Im Winkel zwischen March und
Donau lag vor der Er-richtung des Marchdammes bis 1905 ein Überschwemmungsgebiet. Ortsnamen wie Haringsee und
Breitensee zeigen seine ehemalige Verbreitung an. Im Norden begleitet Weinbau die Hügelzüge. Wo sich durch die
Donauregulierung der Grundwasserspiegel senkte, forstete man mit Kiefern auf. Der Westen liegt ganz im Einfluß Wiens, so
daß Floridsdorf in den letzten 100 Jahren die Einwohnerzahl verzwölffachte. Das Siedlungsnetz ist weitmaschig, es herrscht
das Straßendorf mit Gewannflur vor. An der östlichen Grenze begegnet man Straßenangerdörfern mit weiten, grünen
Dorfplätzen.