2. Der Oman vor der Machtübernahme durch Sultan Qaboos

Sultan Said, der Vater des regierenden Sultans Qaboos, wollte das Sultanat Masqat-Oman durch die Förderung wirtschaftlicher Eigenständigkeit aus der Abhängigkeit von Großbritannien lösen. Seine Maßnahmen wie das Aus- und Einreiseverbot, die Hortung der Erdöleinnahmen anstatt produktiver Investitionen sowie die despotische Machtkonzentration hatten das Land in politische Isolation und wirtschaftliche Stagnation geführt. Der Oman, vom 18. bis zur Mitte des 19. Jh. das mächtigste Handelsimperium im Indischen Ozean, gehörte 1970 zu den rückständigsten Ländern der Erde. Für die 650.000 Einwohner standen nur 3 Schulen und 2 Krankenhäuser zur Verfügung, es gab insgesamt nur 15 km asphaltierte Straßen. Es fehlte ein von internationalen Fluglinien angesteuerter Flughafen wie auch ein für größere Handelsschiffe geeigneter Seehafen. Die Hauptstadt Masqat zählte nur 6.500 Einwohner

Durch einen unblutigen Staatsstreich gegen den eigenen Vater übernahm Sultan Qaboos die Macht und begann mit einem umfassenden Programm zur Entwicklung und Modernisierung des Landes.

Arbeitsaufgabe: Schildere Landesstruktur und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Küstenregion und dem Inneroman vor dem Landesausbau auf der Basis von Abb. 3

Abb.3: Wirtschaftsbeziehungen zwischen Küstenregion und dem Inneroman vor und seit dem Landesausbau

Quelle: F. Scholz, 1978, Fig. 5, aus: Hüsgen, 1983, M 11.´

 

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Inhaltsverzeichnis

 

 

3. Die Landesentwicklung durch Sultan Qaboos

Mit Hilfe der Erdöleinnahmen wurde ein das ganze Land umfassendes Entwicklungskonzept mit folgenden Hauptzielen erarbeitet und umgesetzt:

·      Die Investitionen sollten breiter gestreut, alle Landesteile entwickelt und so der Lebensstandard der gesamten Bevölkerung angehoben werden.

·      Dadurch sollten die traditionellen Lebensräume erhalten und einer breiten Abwanderung der Bevölkerung vorgebeugt werden.

·      Durch den Aufbau eines Nationalbewusstseins und Nationalstaates sollten Stammesdenken und Stammesstrukturen überwunden werden.

Diese Hauptziele sollten mit den nachfolgend angeführten Maßnahmen erreicht werden.

 

3.1. Aufbau einer landesweiten Verwaltung

Das Ziel war, die traditionellen Gegensätze zwischen der Küstenregion und dem Inneroman, d.h. zwischen den Stämmen im Landesinneren und dem Sultan und den Kaufleuten in den Küstenstädten ab- und ein omanisches Nationalbewusstsein aufzubauen.

Diesem Ziel dienten folgende Maßnahmen

·      Als Bezirksverwalter in den Bezirks- bzw. Entwicklungszentren des Hinterlandes wurden führende Stammesangehörige eingesetzt.

·      Verteilung von Land an jeden Omani, auch an die einfachen Stammesangehörigen an dessen traditionellem Wohnplatz durch die Regierung (Landvergabe war früher das Privileg der Stammesoberhäupter).

·      Omanische Arbeitskräfte wurden gegenüber Ausländern, die früher in der Verwaltung dominiert hatten, bevorzugt.

·      Soldaten für die Armee wurden auch aus den Stämmen Inneromans rekrutiert und nicht mehr wie früher nur aus der Bevölkerung der Küstenregion.

Arbeitsauftrag: Diskutiert in der Gruppe über den Sinn der einzelnen Maßnahmen und deren mögliche Wirkungen.

 

3.2. Ausbau der Hauptstadtregion Masqat("Capital Area")

1970 lebten in der Hauptstadtregion lediglich rund 20.000 Menschen. Masqat (6.200) Ew. und Matrah (14.000 Ew.) waren die einzigen bewohnten Gebiete innerhalb der heutigen Hauptstadtregion. Die Mehrheit der 6.500 Einwohner der Hauptstadt Masqat lebte in Barastis, das waren ärmliche Hütten aus Palmholzgerüst und Palmmatten (sie sind mittlerweile vollkommen verschwunden). In den Wohnvierteln fehlten Wasserversorgung, Kanalisation, Elektrizität und befestigte Wege.

Heute ist die Hauptstadtregion ein moderner Agglomerationsraum und das unbestrittene Verwaltungs-, Wirtschafts- und Verkehrszentrum des Landes. 

"Im Hauptstadtgebiet Muscat konzentrieren sich alle wichtigen Einrichtungen, der Regierung, internationale Häfen (Flug-, Seehafen), Hotels, Banken und global operierende Handelsgesellschaften. Hier befinden sich auch die Hauptsitze aller wichtigen national agierenden Firmen mit ihren Warendepots und Ersatzteillagern. Die Universität, weiterführende Schulen, Krankenhäuser mit internationalem Standard und hochqualifizierten, (meist ausländischen) Ärzten, Ingenieur- und Architekturbüros sind hier vertreten. Masqat ist die überlegene, alle anderen städtischen Siedlungen des Landes funktional, in der baulichen Pracht und Größe überragende Stadt."
(Scholz 1999, S. 173).

Das Städteband mit einer W-E-Ausdehnung von 60 km (zw. den Fischerdörfern Bustan und Qantab im Osten und der Stadt Sib (mit dem Privatpalast des Sultans und Villenvierteln der Reichen) im Westen hat über 550.000 Ew., während die früher etwa gleich großen Orte Nizwa, Sohar, Ibri, Rustaq nur zwischen 5.000 und max. 30.000 Einwohner aufweisen.

Heute ist die Hauptstadtregion ein moderner Agglomerationsraum und das unbestrittene Verwaltungs-, Wirtschafts- und Verkehrszentrum des Landes (Abb.4).

"Im Hauptstadtgebiet Muscat konzentrieren sich alle wichtigen Einrichtungen der Regierung. Die sprunghafte Zunahme der Bevölkerung ergab sich durch den Bedarf an ausländischen Arbeitskräften und die Zuwanderung der einheimischen Bevölkerung aus dem Hinterland.

Abb. 4: Siedlungsentwicklung im Capital Area von Oman 

Siedlungsentwicklung im Oman
Quelle: Scholz, 1999 (S. 170, Abb.5.7).

Das Capital Area weist eine funktionale Gliederung wie die Hauptstadt eines modernen Staates auf und besteht aus 4 Bereichen:

a) Masqat beherbergt das 

·      Regierungsviertel mit einem ausgedehnten

·      Verwaltungs- und Repräsentationsbezirk 

1984 wurde ein großer Teil der Altstadt und des Suqs für den Regierungsbezirk mit dem Sultanspalast und den Ministerien abgerissen. An der Stelle der früheren engen Gassen entstanden  breite Straßen, repräsentative Gebäude und gepflegte Grünanlagen.

b) Matrah ist die Handelsmetropole des Landes auf Grund des 

·      Geschäftsviertels (der Suq nimmt die Hälfte der Stadtfläche ein) 

·      und des 1974 eröffneten Seehafens Mina Qaboos

c) Ruwi ist ein völlig neu errichteter Stadtteil mit dem

·      Central Business District. Das Geschäfts- und Bankenviertel ist Sitz der Omanischen Nationalbank, der größten in- und ausländischen Konzerne, der Büros von Fluggesellschaften, ...

·      Die Ruwi-Suq-Street ist das moderne Einzelhandelszentrum von Masqat.

d) Qurum und Medinat Qaboos sind  Siedlungen höherer Einkommensgruppen im Stile weitgehend selbständiger Satellitenstädte, jeweils mit

·      Geschäftszentrum

·      Moscheen, Schulen, Krankenhaus, Verwaltungen

·      Sportanlagen

Diese Stadtteile werden so wie die westlichen Vororte durch die vierspurige, schon 1976 eröffnete Autobahn miteinander verbunden.

Infolge des starken Wachstums der Hauptstadtregion und der nördlichen Küstenebene Batinah leben heute 60 % der Bevölkerung in diesem Raum. Verwaltung, Straßennetz, Handel und die gesamte Wirtschaft sind heute auf das Capital Area ausgerichtet.

Bild 1: Masqat mit dem Regierungspalast und dem alten Fort Mirani im Hintergrund.

Regierungspalast
© Franz Humenberger

 

Bild 2: Der Regierungspalast im Stile eines indischen Maharadscha-Palastes

Regierungspalast
© Franz Humenberger

 

Bild 3: Der CBD von Ruwi an der Al Tijari Street

Stadtkern
© Franz Humenberger

Bild 4: Ältere und jüngere Verbauung im CBD.
Die ältesten Gebäude an der Al Tijari Street wurden in einem modernistischen Allerweltsstil erbaut. Die jüngeren repräsentativen Bauten weisen auf Grund einer Regierungsverordnung omanisch-arabische Stilelemente auf. 

CBD-Verbauung
© Franz Humenberger

 

Bild 5: Die prachtvolle Omanische Nationalbank

omanische Nationalbank
© Franz Humenberger

 

Bild 6: Der zentralen Bauteil der Omanischen Nationalbank.
Am zentralen Bauteil der Omanischen Nationalbank mit dem Tor wird die aufwendige Fassadengestaltung mit bodenständigen Stilelemnten besonders deutlich. 

 

3.3. Der Ausbau des Straßennetzes

Im Oman erfolgte bis 1965 die Güterbeförderung fast ausschließlich, bis 1970 noch überwiegend durch Kamelkarawanen.

Zuerst wurde mit dem Ausbau eines überregionalen Straßennetzes begonnen, um die Entwicklungszentren und den gesamten Inneroman näher an die Hauptstadtregion heran zu führen und die Gegensätze zwischen dem Inneroman und der Küstenregion zu verringern. Durch den Ausbau des Nebenstraßennetzes, den Aufbau des Busliniennetzes und des Postdienstes wurden schließlich auch entlegene Regionen in das Staats- und Wirtschaftssystm eingebunden. Mit dem Telefon- und Elektrizitätsnetz waren die grundlegenden Infrastruktureinrichtungen in nicht einmal 10 Jahren im größten Teil des Landes installiert worden.

Bild 7: Straße im Bereich der Gebirgsfußregion

Straßenausbau
© Franz Humenberger

 

3.4 Ausbau von Entwicklungszentren im Hinterland mit einem breiten Spektrum von Infrastruktureinrichtungen

Um einen Entwicklungsprozess in Gang zu setzen, der möglichst das gesamte Land umfassen sollte, wurden im Inneroman regionale Entwicklungszentren ausgebaut. Dazu wurden in allen größeren Siedlungen Versorgungseinrichtungen für die Bevölkerung geschaffen: ein Krankenhaus oder zumindest eine Krankenstation, Schulen, eine Wali-Residenz (Bezirks-Verwaltung), Sportstätten, Post, Moscheen, Hotels, neue Fisch- und Fleischmärkte. Diese neuen Einrichtungen entstanden meist auf aufgelassenen Feldern am Rande der Oase. 

Zum Aufbauprogramm des Inneroman gehörten aber nicht nur der Bau neuer Einrichtungen, sondern auch die Restaurierung traditionsreicher alter Bauten, (wie der Forts von Nizwa, Jabrin, Rustaq, Barka,..oder des alten Suqs von Nizwa), die Einrichtung von Naturschutzgebieten und Wildreservaten (z.B. für die Oryx-Antilope).

Sie sollen der Ankurbelung des Fremdenverkehrs und der Entwicklung eines Nationalbewusstseins beitragen. 

Durch den Ausbau der Entwicklungszentren und des Kapital Are hat der Verstädterungsgrad stark zugenommen: im Jahre 1996 lebten bereits drei Viertel der omanischen Bevölkerung in Städten.

 

Bild 8: Neubauviertel in Birkat (westlich von Nizwa).

 Neubauviertel
© Franz Humenberger

 

Bild 9: Nizwa - Burg, neue Moschee und Suq

 Moschee, Burg und Suq
© Franz Humenberger

 

Bild 10: Der restaurierte alte Suq von Nizwa. Die aus Lehm erbauten Suqgebäude wurden genauso wie die Burg originalgetreu mit moderner Technik erneuert und erweitert.

alte, lehmgebaute Suqhäuser
© Franz Humenberger

 

Arbeitsblatt 2:

Arbeitsaufgabe: Lege an Hand der Abb. 5 (M 10/Scholz, Scholz, PG 5/83/S.17 bzw. Scholz 1999, S. 153) die einzelnen  Stufen des Infrastrukturausbaues dar und versuche diese Abfolge zu begründen.

Abb. 5: Stufen des Infrastrukturausbaues

Infrastrukturaufbau
Quelle: F. Scholz, 1977, Fig. 4, aus: Hüsgen, 1983, M 10.

 

3.5. Schul- und Gesundheitswesen

Ein besonders großer Wert wurde von Anfang an auf das Schul- und Gesundheitswesen gelegt. 

Im Jahre 1970 gab es neben den Koranschulen, die sich ausschließlich auf die Vermittlung religiöser Werte konzentrieren, nur je eine Grundschule (nur für Knaben) in Masqat, Matrah und Salalah mit insgesamt rd. 900 Schülern und 30 Lehrern. Innerhalb kürzester Zeit wurde auch im Landesinneren ein flächendeckendes Netz an Schulen aufgebaut. Schon im Jahre 1977, sieben Jahre nach Beginn des Entwicklungsplanes, besuchten bereits 70% der schulpflichtigen Kinder eine Schule. Heute werden an rund 950 Grundschulen fast eine halbe Million Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Damit werden 90% der Buben und Mädchen von der Grundschulausbildung erfasst. Besonders hervorzuheben ist, dass  die Hälfte der Schüler Mädchen sind und Oman geradezu beispielgebend für andere islamische Länder ist, wo die Schulbildung für Mädchen nach wie vor erschwert ist. 

Seit dem Jahre 1986 hat der Oman auch eine eigene Universität in MasqaT mit sieben Fakultäten (Erziehung und islamische Wissenschaften, Medizin, Geisteswissenschaften, Ingenieurwesen, Agrarwirtschaft, Wirtschaftswissenschaft und Kunstgeschichte), an denen derzeit rund 3600 Studentinnen und Studenten (2/3 Frauen!) inskribiert sind.

Der hohe Frauenanteil an den Studierenden ergibt sich aus der Tatsache, dass viele junge Männern ein Auslandsstudium absolvieren.

 

Bild 11: Die Universität am Rande der Hauptstadt mit Instituten, Wohnungen für Professoren und Studenten, Moscheen

 Universität
© Franz Humenberger

Wie in der Verwaltung, wo die in der Anfangsphase des Aufbauprogrammes ins Land geholten  Sudanesen mehr und mehr durch Omanis ersetzt wurden, ist auch im Schulbereich die Omanisierung bereits weit vorangeschritten. An Stelle der  ausländischen Lehrer (vorwiegend Ägypter und Jordanier) unterrichten heute vorwiegend einheimische Absolventen der pädagogischen Hochschulen. Im Jahre 1995 betrug der Anteil omanischer Lehrer im Grundschulbereich schon 80%. 

Die Fortschrittlichkeit des omanischen Bildungssystems zeigt sich ganz besonders am Programm für Erwachsenenbildung, das parallel zum allgemeinen Bildungswesen aufgebaut wurden ist. Unter dem Schlagwort "Bildung für alle" wurden im ganzen Land insgesamt rund 250 Erwachsenen- und 175 Alphabetisierungszentren errichtet. Das erklärte Ziel ist die Alphabetiserung der gesamten Bevölkerung.

Die Situation im Gesundheitswesen glich bei der Thronbesteigung von Sultan Qaboos jener im Bildungswesen. Im ganzen Land gab es eine einzige, von amerikanischen Missionaren geleitete Krankenstation mit 23 Betten (in Matrah). Heute verfügt der Oman über 51 moderne staatliche Krankenhäuser, die durch fünf größere und 115 kleinere staatliche Gesundheitszentren ergänzt werden. Daneben gibt es eine Reihe von Privatkliniken und Privatpraxen. Das gezielte Ausbauprogramm bewirkte, dass heute 95% der Bevölkerung innerhalb einer Stunde ein Krankenhaus oder Gesundheitszentrum erreichen können, und das in einem Land mit einem Wüsten- und Steppenanteil von 95%. Für die Bewohner in abgelegenen Siedlungsräumen stehen mobile Krankenstationen zur medizinischen Betreuung zur Verfügung. Sämtliche Leistungen einschließlich der Medikamente sind kostenlos. Das war entscheidend für den durchschlagenden Erfolg des medizinischen Entwicklungsprogrammes, der durch folgende Daten dokumentiert werden kann:

·      90% der Geburten finden heute in Krankenhäusern statt. Dadurch und auf Grund der Massenimpfungen für Kinder gegen Tuberkulose, Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus, Kinderlähmung, Masern, Röteln und Hepatitis B sank die Sterblichkeit bei den Kindern unter 5 Jahren von 300 Promille Anfang der siebziger Jahre auf unter 30 Promille. 

·      Die Lebenserwartung stieg von 40 auf 71 Jahre (Männer 69, Frauen 73).

 


Landesentwicklung Oman                                                                   Franz Humenberger 1/2000

Arbeitsblatt 3:

Stelle die Situation hinsichtlich Warenversorgung, Verkehrswesen, Bildungs- und Gesundheitswesen vor 1970 und heute gegenüber

 

  vor 1970 Maßnahmen Situation heute
Warenversorgung der Bevölkerung             
Verkehrswesen         Verwendete Abb.
Bildungswesen            
Gesundheitswesen            

3.6. Die Förderung der Landwirtschaft und Fischerei und die Errichtung agrarischer Großbetriebe

Mit dem Landesentwicklungsprogramm, dessen Erfolge zuerst in den Städten und Entwicklungszentren sichtbar wurden, setzte eine starke Abwanderung aus dem ländlichen Bereich ein. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, startete die Regierung ein umfangreiches Moderniserungsprogramm für die Landwirtschaft und die Fischerei. Es umfasst(e) folgende Massnahmen:

a)   Verteilung von Land durch die Regierung an jeden Omani an dessen traditionellem Wohnplatz.

Die Landverteilung war früher das Vorrecht der Stammesoberhäupter, der Scheichs. Durch die Verteilung von Land an die omanische Bevölkerung stärkte die Regierung ihre Autorität bei der Landbevölkerung und band so gleichzeitig die Bevölkerung stärker an ihren traditionellen Lebensraum.

b)   Staatliche Projekte und Beihilfen. 

Es gibt Zuschüsse für landwirtschaftliche Geräte und Gewächshäuser. Die "Omanische Bank für Landwirtschaft und Fischerei" gewährt großzügig Kredite an Bauern. Für die Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurde eine eigene staatliche Behörde eingerichtet. Sie organisiert mit einem umfangreichen Netz von Sammelstationen, Verteilerzentren, Nachreifehallen, Verpackungseinrichtungen und unzähligen Kühlfahrzeugen den Vertrieb der Produkte im In- und Ausland.

c)   Erschließung und Sicherung der Grundlagen für die Bewässerungslandwirtschaft.

Berater und Experten sahen im fruchtbaren Küstenstreifen der Batinah eine besonders geeignetes Gebiet für den Aufbau einer exportorientierten Landwirtschaft. Daher wurden hier zahlreiche staatliche Versuchs- und Demonstrationsfarmen eingerichtet, Land verteilt und die Anlage von privaten Farmen finanziell gefördert. Vor allem die kapitalkräftigen Landeigentümer aus der Hauptstadtregion (Angehörige der königlichen Familie, der Regierung, der Kaufmanns- und Unternehmerschicht) ließen hier moderne Farmen und Gärten anlegen. Auch  zahlreiche Beduinen wurden sesshaft und legten ihrerseits Gärten und Farmen an. Zur Bewässerung des neuen Kulturlandes wurden viele neue Brunnen gebohrt, das Wasser wird an Stelle der früher gebräuchlichen Ziehbrunnen mit Motorpumpen gefördert. Die alte individuelle Bewässerung der einzelnen Palmen  wurde von Beregnungsanlagen oder flächenhafter Rückstaubewässerung abgelöst. Der Wasserverbrauch ist  dadurch stark angestiegen, der Grundwasserspiegel gesunken. Dadurch konnte Meerwasser in den Schotterkörper der Batinah eindringen, das Wasser vieler flache Brunnen wurde salzig, und durch die Bewässerung versalzten zahlreiche Felder und Palmengärten. Gärten in der Nähe der Küste mussten aufgegeben werden.

Zu den staatlich gelenkten und kontrollierten Gegenmaßnahmen zählen die Kontrolle der Anlage neuer Brunnenschächte und der Bau von Grundwasseranreicherungsdämmen in den Wadis des angrenzenden Hajar Gebirges. Nach den heftigen Regenfällen im Gebirge stauen sie das Wasser in den Wadis und sorgen dafür, dass durch langsames Versickern der Grundwasserstrom im Schotterkörper der Batinah wieder aufgefüllt wird. 

Auf die gleiche Weise wird auch der Grundwasserkörper der Falaj-Bewässerungs-systeme gesichert. Staatliche Behörden setzen außerdem verfallene Falaj-Anlagen in Stand und gewinnen dadurch Bewässerungsland wieder zurück. Die meisten von ihnen sind im Zuge der Abwanderung in die Städte am Beginn der Landesentwicklung verfallen.

Falaj-Oasen

Das Falaj-Bewässerungssystem wurde schon Jahrhunderte vor Christi Geburt im Iran entwickelt (sie heißen hier Qanate) und gelangte dann mit der Ausdehnung des Perserreiches nach Nordafrika (Foggara) und auf die Arabische Halbinsel.

Die Falaj-Oasen nutzen das Grundwasser in den Schotterkörpern der großen Aufschüttungsebenen nördlich und südlich des Omanischen Gebirges. Im Gebirgsfußbereich liegt der zum Vorland hin abfallende Grundwasserkörper in geringerer Tiefe. Daher wird er hier angezapft und mittels kilometerlanger Stollen an die Oberfläche geleitet. Für den Bau und die jährliche Wartung (Entfernung des Schuttes) mussten im Abstand von 30-50m senkrechte Schächte zu den Stollen getrieben werden. Da die Wartung sehr arbeitsaufwendig ist, sind in den letzten Jahrzehnten viele Aflaj (Mz. von Falaj) verfallen. 

 

Bild 12: Die vor der Oasensiedlung gelegeneTrinkwasserentnahmestelle des 36 km langen Falaj von Birkat al Mauz

 Wasserversorgung
© Franz Humenberger

 

Bild 13: Falaj-Oase Birkat

 
© Franz Humenberger

Die Haushalte an der Küste  und in der Batinah werden heute nicht mehr aus Brunnen mit Wasser versorgt, sondern zu 95% aus Meerwasserentsalzungsanlagen. Dadurch ist eine gleichbleibende Wasserqualität gesichert.

 

d)   Die Errichtung agrarischer Großbetriebe

Sie sollen zu Versuchs- und Demonstrationszwecken dienen und zur Verringerung der Nahrungsmittelimporte beitragen. 

Über das Land verteilt wurde eine ganze Reihe voll klimatisierter Rinder- und Hühnerfarmen errichtet. Durch sie wurde der Oman zum größten Fleischproduzenten am Persischen Golf.

e)   Fischerei

Vor 1970 wurde der Großteil der Fänge von den Küstenbewohnern selbst verbraucht, da es weder Kühlhäuser noch geeignete Transportmöglichkeiten gab. Lediglich ein geringer Teil gelangte als Trockenfisch im Tauschhandel an die Beduinenstämme im Landesinneren, die dafür Datteln lieferten.

Als Anfang der siebziger Jahre mit dem Aufbau der Ölindustrie und der Entwicklung der Städte viele Fischer ihren Beruf aufzugeben begannen, startete die Regierung ein Hilfsprogramm. Kleine Fischereibetriebe und Fischfangunternehmen erhalten günstige Kredite, Fischereihäfen, Verarbeitungsbetriebe und Kühllager wurden errichtet und ein Transportnetz mit Kühlwagen aufgebaut, so dass heute in jedem Dorf Frischfisch direkt verkauft werden kann. Im Jahre 1995 waren wieder 22.000 Omanis in der Fischereiwirtschaft beschäftigt, und die omanischen Fangerträge sind weit  höher als der nationale Eigenverbrauch. Daher könne größere Mengen an Sardinen, Thunfisch, Schwertfisch und Makrelen (der wertvollste Fisch ist die Königsmakrele) exportiert werden.

Wie weitblickend und zukunftsweisend hier geplant wird, zeigt sich an der Gründung des "Zentrums für Meereskunde und Fischerei" in der Nähe von Masqat. Es führt in Zusammenarbeit mit der Sultan Qaboos University in Masqat Untersuchungen über die Ökosysteme, die Meeresbeschaffenheit und Fischbestände und deren effektive, aber schonende Nutzung und die Zuchtmöglichkeiten von Weichtieren durch.

In der Landwirtschaft sind zwar noch ein Drittel der Bevölkerung beschäftigt, der Beitrag zum Bruttosozialprodukt ist aber mit 3% so gering wie in hochentwickelten Industrieländern.

Durch die Summe aller Maßnahmen hat der Oman gemessen an den widrigen klimatischen Umständen – einen hohen Selbstversorgungsgrad bei den Lebensmitteln (1994 50%). Die Abwanderung vom Land, die in der ersten Ausbauphase bedenkliche Ausmaße angenommen hatte, ist weitgehend gestoppt.

 

Arbeitsblatt 4 

Erstelle eine Übersicht mit den wichtigsten Maßnahmen zur Förderung der Landwirtschaft nach folgendem Schema:

Bereich Maßnahmen Zweck, beabsichtigte Auswirkungen
Landverteilung        
Staatliche Projekte und Beihilfen a)

b)

   
Bewässerung a)

b)

c)

    
Agrarische Großbetriebe        
Fischerei a)

b)

c)

   

 

Naturraum Die Landesentwicklung durch Sultan Qaboos Resume und Literatur
Der Oman vor der Machtübernahme durch Sultan Qaboos Auswirkungen der Landesentwicklung auf die Bevölkerung Inhaltsverzeichnis

Zentrum für innovative Pädagogik
Autor: Franz Humenberger-
Zentrum für innovative Pädagogik an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz
Layout. Elke Wöß
Letzte Aktualisierung:   28 März 2000

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